Straßengalerie

Was tun, wenn die Häuser leer stehen, wenn es eingeschlagene Fenster und Türen gibt, wenn sich scheinbar niemand kümmert?
Unsere Idee: Nutzen wir den freien Raum – ein bisher fast unbezahlbarer Schatz – für eine Galerie. Dieser Schatz wird uns nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung stehen und das ist auch so gewollt. Denn die Galerie soll die Gebäude nicht nur verschönern, sondern vor allem den Blick auf eine andere Form der Nutzbarkeit richten.

Bemalte Holzplatten in Fenster zu hängen ist erst einmal nichts weiter als kreatives Verbarrikadieren, hat aber den nachgewiesenen Effekt, dass sich die Anwohner wieder mit diesen Gebieten identifizieren und so der Vandalismus abnimmt. Abwechslungsreichtum und attraktive Farbenvielfalt statt deprimierendem Grau in Grau – das ist die Straßengalerie.

Zugegeben – wir haben das Konzept der öffentlichen Straßengalerie nicht erfunden. In Potsdam, in Aschersleben und in Magdeburg glänzen tote Fenster schon mit frischer Farbe, haben Anwohner ihre leblose Umgebung schon angefangen mitzugestalten und sich als Gemeinschaft dem Verfall entgegengestellt. „Inszenierter Leerstand“, mit diesem Konzept konservieren wir auch die südliche Zietenstraße.

Es geht nicht um hohe Kunst, sondern um Engagement. Nur die wenigsten Bilder stammen von Künstlern, die Mehrzahl wurde von Kindern, ihren Eltern, Jugendlichen und Hobbymalern gestaltet. Sie zeigen aber, welches Potential im Viertel steckt!

Der Auftakt zur Straßengalerie fand am Samstag, den 08. Mai 2010, im Rahmen einer Malaktion zum Nachbarschaftstag auf dem Sonnenberg statt. Ein weiterer öffentlicher Maltag wurde zum Stadtteilfest veranstaltet. Zahlreichen Vereine (u.a. Fanprojekt Chemnitzer FC), Schulen und Initiativen haben mit uns zusammengearbeitet und tun es auch weiter. Die ersten 40 Bilder hängen seit dem 20. August 2010 entlang der südlichen Zietenstraße, wo gemeinsam mit der Baubürgermeisterin Petra Wesseler die Galerie offiziell eröffnet wurde. Das Interesse ist weiterhin groß. Die nächsten Bilder werden folgen und sind bereits in Arbeit. Wir haben erreicht, dass der Verfall der Zietenstraße gestoppt worden ist. Noch kein einziges Bild ist dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Die Anwohner haben die Galerie angenommen und so manchen Autofahrer sieht man, wie er beim Durchqueren der Zietenstraße den Blick nach links und rechts schweifen lässt.

Selbstverständlich kann die Galerie keine Dauerlösung sein. Das Ziel bleibt die Wiederbelebung des südlichen Sonnenbergs. Wenn sich wieder Menschen der Zietenstraße annehmen, hängen wir die Bilder wieder ab. Bis es aber soweit ist, wollen wir sie zu einem Aushängeschild des Viertels machen. Mit noch besserer Inszenierung (etwa Lichtinstallationen) und noch höherer Qualität durch die Anleitung von Künstlern wollen wir noch mehr Aufmerksamkeit und Leben auf den Sonnenberg ziehen!
Einen Teil der inzwischen weit über 300 entstandenen Bilder seht ihr hier. Diese Galerie werden wir im Laufe der Zeit weiter ergänzen!